Wer den Pianisten Grigori Sokolow im Konzert erleben will, muss sich damit abfinden, dass er sein Programm erst wenige Wochen davor bekannt gibt. Deshalb an dieser Stelle ein kurzer Rückblick auf seine bisher zwei Auftritte beim Marburger Konzertverein.

Unvergessen ist seine phänomenale Wiedergabe der acht letzten Präludien und Fugen aus dem zweiten Teil von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier, mit denen er am 24. Oktober 1996 seinen Klavierabend eröffnete. Nach der Pause erwies er sich als großer Sänger auf seinem Instrument in vier Nocturnes von Frédéric Chopin und triumphierte als Virtuose in drei Stücken aus Igor Strawinskys Petrouschka-Ballett, die zum Schwierigsten der gesamten Klavierliteratur zählen. In den Zugaben kehrte er zu intimer Klangkunst zurück, spielte ein Prélude und eine Mazurka von Chopin sowie Bachs Präludium h-Moll in Silotis Bearbeitung.

Am 27. Februar 1999 musizierte Grigori Sokolow gemeinsam mit dem hr-Sinfonieorchester unter Hugh Wolff das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms, mit „atemberaubender Energie und Poesie“, wie die Oberhessische Presse titelte. Zugabe war ein fein ziseliertes Stück des französischen Barockmeisters Jean-Philippe Rameau.